Veranstaltungsarchiv

2020


 

1

Nach dem Fontane-Jahr - ein neues Fontane-Bild?
Prof. Dr. Hubertus Fischer (Ehrenpräsident der Fontane Gesellschaft)

Prof. Dr. Roland Berbig (Vorsitzender der Fontane Gesellschaft)
Samstag, 11. Januar 2020, 15.00 Uhr;    Leonardo Hotel am Tiergarten

 
2

 Voyeuristische Blicke in Fontanes Kriminalnovellen

Wegschauen als Selbstzensur und poetische Antwort auf die Medienkultur im späten 19. Jahrhundert

Dr. Gideon Haut (Heilbad Heiligenstadt)
Mittwoch, 12. Februar 2020, 19.00 Uhr;    Theatermuseum Hannover

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Dr. Gideon Haut
3

 Theodor Storm - Theodor Fontane - Der Briefwechsel

Dr. Gabriele Radecke (Universität Göttingen)

Mittwoch, 21. Oktober, 19.00 Uhr;    Theatermuseum Hannover

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Dr. Gabriele Radecke

 

4

 

 
5

 

 

6

 

 

Veranstaltungsarchiv

2019


1 Theodor Fontane "Mathilde Möhring", Lesung mit musikalischer Begleitung
Sonja Beißwenger (Schauspielerin), Burkhard Niggemeyer (Pianist)
Samstag, 12. Januar 2019, 15.00 Uhr;    Leonardo Hotel am Tiergarten

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Sonja Beißwenger

 

2

Notieren - Zitieren - Publizieren. Zur Entsetehung von Theodor Fontanes Theaterkritiken

Dr. Gabriele Radecke (Göttingen)

Mittwoch, 13. Februar 2019, 19.00 Uhr; Theatermuseum Prinzenstraße 9, Hannover

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Dr. Gabriele Radecke

 

3

 "Da sitzt das Scheusal wieder" - Der Theaterkritiker Theodor Fontane

Dr. Gabriele Radecke (Göttingen), Dr. Debora Helmer (Würzburg), Sonja Beißwenger (Hannover)

Mittwoch, 13. März 2019, 19.00 Uhr; Theatermuseum Prinzenstraße 9, Hannover

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Dr. Gabriele Radecke, Debora Helmer, Sonja Beißwenger

 

4

 "Flaubert?" Graf Petöfys Variationen über Fontanes Realismus

Prof. Dr. Hogo Aust (Köln)

Mittwoch, 10. April 2019, 19.00 Uhr; Theatermuseum Prinzenstraße 9, Hannover

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Pof. Dr. Hugo Aust
5

 Fontane und der populäre Roman seiner Zeit

Prof. Dr. Christian Grawe (Melbourne, Australien)

Gemeinschaftsveranstaltung der Goethe-Gesellschaft Hannover, der Neustädter Hof- u. Stadtkirche u. des Fontane-Kreises Hannover

Mittwoch, 22.Mai 2019, 19.00 Uhr, Rote Reihe 8, Hannover

 

 

6

 Musikalisches Kammerspiel für Papiertheater nach dem Roman L´Adultera von Teodor Fontane

Ulrike Richter: Lesung, Gesang, Kakenharfe, Bühne

Samstag, 17. August 2019, 15.00 Uhr; Leonardo Hotel am Tiergarten, Hannover

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Ulrike Richter
7

 Fontanes Sommerfrischen

Prof. Dr. Bernd W. Seiler (Bielefeld)

Mittwoch, 11. September, 19.00 Uhr; Theatermuseum Prinzenstraße 9, Hannover

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Pof. Dr. Bernd W. Seiler
8

 Fontanes Frauen

Fünf Orte - fünf Schicksale - fünf Geschichten

Robert Rauh (Berlin)

Mittwoch, 9. Oktober, 19.00 Uhr; Theatermuseum Prinzenstraße 9, Hannover

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Robert Rauh
9 Theodor Fontane (Biographie)

Dr. Regina Dieterle (Zürich)

Gemeinschaftsveranstaltung der Goethe-Gesellschaft Hannover, der Neustädter Hof- u. Stadtkirche u. des Fontane-Kreises Hannover

Mittwoch, o6.November 2019, 19.00 Uhr, Rote Reihe 8, Hannover

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Dr. Regina Dieterle
10

Sobald "der Kaffee [...] gereicht war, war auch Zeit für die [Frau Musica] gekommen"

Anmerkungen über Fontane und die "tonangebene Kunst"

Dr. Dietmar Storch (Hannover)

Samstag, 14. Dezember 2019 15.00 Uhr; Leonardo Hotel am Tiergarten, Hannover

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Dr.Dietmar Storch

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2018


 

1 "Der Alte Fontane" 
 Klaus Rathert (Celle)
Samstag, 13. Januar 2018, 15.00 Uhr;    Leonardo Hotel, Tiergarten 117

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Klaus Rathert

 

2

„Zwischen Theodor Fontane und Thomas Mann: Gabriele Reuters subjektiver Realismus“

Dr. Annette Seemann (Weimar)

Mittwoch, 14. Februar 2018, 19.00 Uhr;   Theatermuseum Prinzenstraße 9, Hannover

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Dr. Annette Seemann

 

3

„Museum im Kopf - Fontane und die europäische Malerei"

 Prof. Dr. Hubertus Fischer (Berlin)

Mittwoch, 14. März 2018, 19.00 Uhr;   Theatermuseum Prinzenstraße 9, Hannover

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Prof. Dr. Hubertus Fischer

 

4

Theodor Fontane - Vor dem Sturm "Der schönste deutsche Geschichtsroman" aus dem Winter 1812 auf 13

Anna Grüßing (Hannover)

Mittwoch, 11. April 2018, 19.00 Uhr;   Theatermuseum Prinzenstraße 9, Hannover

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Anna Grüßing

 

5

„Modernes Reisen. Theodor Fontane unterwegs“ Fontane-Lesung mit begleitender Cello-Livemusik

Dr. Sabine Göttel, Lesung

Roland Baumgarte, Cello

Samstag, 11. August 2018, 15.00 Uhr;   Leonardo Hotel am Tiergarten

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Dr. Sabine Göttel

 

6

"Theodor Fontane und die Literaturlandschaft Harz"

Dr. Petra Dollinger (München)

Mittwoch, 12. September, 19.00 Uhr; Theatermuseum Prinzenstraße 9, Hannover

 

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Dr. Petra Dollinger

 

7

"Gedoppeltheit des Daseins, Zeitungs- u. Pressewelten des Schriftstellers Theodor Fontane"

Prof. Dr. Roland Berbig (Berlin)

Mittwoch, 10. Oktober, 19.00 Uhr; Theatermuseum Prinzenstraße 9, Hannover

 

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Prof. Dr. Roland Berbig

 

8

"Der deutsche Kreig von 1866" Fontanes Bericht über den preußisch-österreichischen Krieg

Prof. Dr. Thomas Vogtherr (Osnabrück)

Mittwoch, 14. November, 19.00 Uhr; Theatermuseum Prinzenstraße 9, Hannover

 

 


Veranstaltungsarchiv

2017

 

1 "... Aber von den 'Gedichten'wird manches bleiben-" - Theodor Fontanes Balladen 
Gabiriele Meuer (Hannover)
Samstag, 14. Januar 2017, 15.00 Uhr;    Leonardo Hotel im Tiergarten

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Gabriele Meuer

 

2

„Mein treuer Prinz“. - Fontanes übersetzerische Anverwandlung des Hamlet

Prof. Dr. Daniel Göske (Kassel)

Dienstag, 14. Februar 2017, 19.30 Uhr;   Buchhandlung an der Marktkirche

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Prof. Daniel Göske

 

3

„Irrungen und Wirrungen" Eine Berliner  Altagsgeschichte von Theodor Fontane

Gabiele Meuer (Hannover)

Dienstag. 21. März 2017, 19.30 Uhr;   Saal über der Buchhandlung an der Marktkirche

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Gabriele Meuer

 

4

Gesellschaftliche Wirklichkeit als „weites Feld“ in Fontanes Roman „Der Stechlin“

Anna Grüßing (Hannover)

Dienstag, 25. April 2017, 19.30 Uhr;   Buchhandlung an der Marktkirche

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Anna Grüßing

 

5

„Was zu leisten war, ist geleistet worden.“ Fontanes Italienische Reisen; Lesung aus Fontanes Werken

 

Dr. Dietmar Storch (Hannover)

Samstag, 12. August 2017, 15.00 Uhr;   Leonardo Hotel am Tiergarten

 

 

6

„Sandige Einöde oder Märchenplatz?" Theodor Fontanes Mark Brandenburg und Uwe Johnsons Mecklenburg.

Prof. Dr. Roland Berbig (Berlin)

Dienstag, 12. September 2017, 19.30 Uhr;   Buchhandlung an der Marktkirche

 

 

7

„Es ist etwas Böses in ihr“ Abgründe in Fontanes Erzählkunst

Prof. Dr. Gerhard Kaiser (Göttingen)

Dienstag, 10. Oktober 2017, 19.30 Uhr, Saal im Hanns Lilje Haus

 

 

8

 Theodor Fontanes autobiographisches Werk; Von Zwanzig bis Dreißig

Dr. Matthias Grüne (Leipzig)

Dienstag, 14. November 2017, 19.30 Uhr;   Buchhandlung an der Marktkirche

 

 


Berichte über die Veranstaltungen 2017 / 2018 / 2019


Samstag, 14. Januar 2017; Gabriele Meuer

"Aber von den Gedichten wird manches bleiben." -  Theodor Fontanes Balladen                                                                                                                   

Die halbjährlichen Sonderveranstaltungen im Leonardo Hotel am Tiergarten erfreuen sich bei uns stetig wachsender Beliebtheit. 53 Zuhörer, unter denen wir unverhoffter Weise auch Hajo Cornel, den Projekt-Koordinator vom Potsdamer Büro "Fontane.200", begrüßen konnten, lauschten am 15. Januar begeistert den Ausführungen der ehemaligen Deutsch- und Geschichtslehrerin Gabriele Meuer über sieben Balladen Fontanes. Frau Meuer informierte uns über die Entstehungsgeschichte und den historischen Hintergrund von Archibald Douglas, Gorm Grymme, John Maynard und vier weitere Balladen, die uns aus Schülertagen vielleicht noch präsent sind, ehe sie sie uns klar und bewegt vortrug. "... aber von den Gedichten wird manches bleiben," hatte schon Fontane gegenüber seinem Verleger gemutmaßt.

Bericht aus den Mitteilungen der Th. Fontane Ges. Nr. 52 - Juni 2017, I. Dietsch


Dienstag, 14. Februar 2017; Prof. Dr. Daniel Göske

"Mein treuer Prinz". Fontanes übersetzerische Anverwandlung des Hamlet  

Vielen Fontane-Liebhabern dürfte bekannt sein, dass 1899 in Fontanes Nachlass eine etwa 1842/43 entstandene, aber nie veröffentlichte Übersetzung von Shakespeares Hamlet gefunden wurde. Über sie referierte Professor Daniel Göske im Februar amüsant und anschaulich mit Textvergleichen vom Shakespeare-Original mit Übersetzungsproben von Schlegel und dem damaligen Jung-Autor Theodor Fontane, dessen Formulierungen gelegentlich ausdrucksstärker wirken als jene von August Wilhelm Schlegel. Besonders für diesen wunderbaren Vortrag hätten wir uns mehr als 20 Zuhörer gewünscht, und unser Buchhändler Karl Lang, in dessen Räumen seit 25 Jahren unsere Vorträge stattfinden, auch. Seit längerem ist - vor allem aus Altersgründen - ein Zuhörerschwund festzustellen. Daher hat er beschlossen, dass ab 2018 keine Fontane-Vorträge mehr in der Buchhandlung an der Marktkirche stattfinden sollen. Wir hoffen, demnächst einen neuen Veranstaltungsort gefunden zu haben.

Bericht aus den Mitteilungen der Th. Fontane Ges. Nr. 52 - Juni 2017, I. Dietsch


Dienstag, 21. März 2017; Gabriele Meuer

"Irrungen und Wirrungen. Eine Berliner Alltagsgeschichte"  

Professor Köstlers für den 21. März mit Interesse erwarteter Vortrag über Fontane und Adolph von Menzel musste von ihm krankheitshalber kurzfristig abgesagt werden. Glücklicherweise konnte Frau Gabriele Meuer einspringen mit einem - eigentlich für Oktober dieses Jahres geplanten - Referat über Fontanes Roman "Irrungen, Wirrungen", der bei seinem Erscheinen als Vorabdruck in der Vossischen Zeitung teilweise Proteste und Abonnementkündigungen der Leserschaft zur Folge hatte, im Grunde jedoch als Spiegel des realen Lebens der Zeit empfunden wurde. Textzitate und von der Referentin gezeigte Bilder von Berliner Originalschauplätzen vermittelten eine Ahnung von unterschiedlichen Alltagsproblemen und Zwängen verschiedener gesellschaftlicher Schichten am Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin.

Bericht aus den Mitteilungen der Th. Fontane Ges. Nr. 52 - Juni 2017, I. Dietsch  


Dienstag, 25. April 2017; Anna Grüßing

Gesellschaftliche Wirklichkeit als "weites Feld" in Fontanes Roman "Der Stechlin"  

Neben anderen sind auch diese Themen Gegenstand in Fontanes letztem Roman "Der Stechlin", mit dem sich am 25. April Frau Anna Grüßing dem Fontane-Kreis als neue Sektionsleiterin ab 2018 präsentierte. Das umfangreiche Werk nicht nur in Teilaspekten und einzelnen Personen nachvollziehbar darzustellen, sondern die "gesellschaftliche Wirklichkeit " Preußens am Ende des 19. Jahrhunderts als Gänze, als "weites Feld" vor der Leserschaft auszubreiten und die zahlreichen Anspielungen aus Geschichte und Zeitgenössisches zu interpretieren, böte gewiss Stoff, ein Seminar zu füllen. Es versiert in gut eineinhalb Stunden vorzutragen, gelang Frau Grüßing bewundernswert, auch wenn es die Aufmerksamkeit mancher Zuhörer überfordert haben mag.

Bericht aus den Mitteilungen der Th. Fontane Ges. Nr. 52 - Juni 2017, I. Dietsch 

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Samstag, 13. Januar 2018; Klaus Rathert

"Der Alte Fontane"  

Der diesjährige Geburtstagskaffee – wie jedes Jahr in ungezwungener, geselliger Runde im Hotel Leonardo als kultureller Begegnungsstätte – begeisterte die knapp 50 anwesenden Mitglieder und stets willkommenen Gäste, geeint im Wunsch nach Gedankenaustausch und anspruchsvoller Unterhaltung. So überraschte die scheidende Leiterin Frau Dietsch mit der Ankündigung eines zusätzlichen Beitrags von Dr. Storch zum ehrenden Gedenken des verstorbenen Doyen der Fontane-Forschung und langjährigen Ehrenpräsidenten Prof. Helmuth Nürnberger. Der dem Verstorbenen zu dessen 85. Geburtstag im Jahre 2015 gewidmete Essay Theodor Fontane und das Glück - der charismatische Dichter und seine beglückte Leserschaft bewirkte bei der geneigten und lebenserfahrenen Zuhörerschaft bewundernde Zustimmung, beleuchtete der Vortragende doch mit großer Sachkenntnis und Sprachgewandtheit die jeder allgemeinen Verbindlichkeit enthobene Glücksvorstellung Fontanes, dessen Werk sowohl gegen die Kontinuität des Glücklichseins als auch gegen vollendetes Lebensglück spricht und stattdessen ein Licht wirft auf „Allerlei Glück“ und reduziertes Glück in der stets von Unglück und Wechselfällen bedrohten Menschenwelt. Die Lust, den Ausführungen Dr. Storchs zuzuhören, entsprang denn auch der Verbindung von Ratio und Gefühl.

Und großen Beifall erntete auch unser Mitglied Klaus Rathert für seinen großartigen Vortrag Der Alte Fontane, in dem er die humane Gesinnung des Dichters herausstellte, illustriert an eindrücklichen Beispielen aus dessen Romanwerk, in dem sich Fontanes Wunsch nach Versöhnung von Gesellschaftlichem und Menschlichem kundtut. Im zweiten Teil seiner Ausführungen erfreute der Vortragende die Gemüter der Anwesenden in leichtem Ton mit zahlreichen Kostproben der Urteilskraft Fontanes über die Bühnenkunst seiner Zeit.

Als langjährigem Mitglied in unserem Kreis war es Herrn Rathert schließlich auch ein Bedürfnis, in einem würdigenden Rückblick die verdienstvolle Tätigkeit Frau Dietschs für unseren Fontanekreis hervorzuheben und Frau Arnold einen herzlichen Dank für ihr großes Engagement und die jahrelange verantwortungsvolle Aufgabe der Kassenwartin auszusprechen, die fortan von Frau Münter fortgeführt wird.

Der Nachmittag klang zu vorgerückter Stunde mit der Vorstellung von Frau Grüßing aus.                                                                        

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Mittwoch, 15. Februar 2018; Dr. Annette Seemann

"Zwischen Theodor Fontane und Thomas Mann: Gabriele Reuters subjektiver Realismus"  

Im Zentrum der Erkundungstour ins literarische Umfeld Theodor Fontanes stand Gabriele Reuter, die wiederentdeckte Erfolgsschriftstellerin der wilhelminischen Ära, deren bekanntester Roman Aus guter Familie mit dem Untertitel Leidensgeschichte eines Mädchens aus dem Jahre 1895 Bezugspunkt der biographischen und poetologischen Reflexionen der Referentin war. Dass es sich bei diesem Roman um erlebte Literatur handelt, zeichnete die Referentin differenziert an einzelnen Lebensstationen der Autorin und der von ihr konzipierten Protagonistin Agathe Heidling nach, so z.B. die seelischen Krisen beider als Folge der romantisch schwärmerischen Exaltiertheit im Rahmen des Verliebtseins und der unerfüllten Liebessehnsucht, der Steigerung in Traumwelten, die im Urteil Freuds hysterische Symptome aufweisen. Sehr anschaulich beschrieb die Referentin auch Reuters experimentierfreudige Orientierung an der neuen Autorengeneration der Naturalisten (vor allem Hauptmann und Ibsen) mit ihrer Forderung der authentischen Wirklichkeitswiedergabe, die bei Reuter allerdings teilweise auch zu unverschlüsselter Darstellung einiger Zeitgenossen der Weimarer Gesellschaft führte, was dem Kunstgesetz, dass Dichtung Dichtung bleiben soll, widerspricht. Mit einer Fülle von Beispielen aus Effi Briests und Agathe Heidlings Lebensgeschichte illustrierte die Referentin den Einfluss Fontanes auf Gabriele Reuter, hob vor dem Hintergrund des tragischen Scheiterns beider Hauptfiguren an dem von der eigenen Natur entfremdeten Rollenspiel der Gesellschaft  Gemeinsamkeiten, aber auch wesensmäßige Unterschiede wie Überanpassung und Perfektionswahn bei Agathe und Lebenslust und Ungezwungenheit bei Effi hervor und ging schließlich auch auf die Ironie als prägendes Stilmittel in beiden Romanen ein. Im letzten Teil ihrer Ausführungen erläuterte die Referentin mit großer Sachkenntnis Thomas Manns aus eigennützlichen Erwägungen resultierende lobende Beurteilung von Gabriele Reuters schriftstellerischem Werk und wies auf deren Einfluss auf Thomas Mann hin.

 Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Mittwoch, 14. März 2018; Prof. Dr. Hubertus Fischer

"Museum im Kopf - Fontane und die europäische Malerei"  

 

Was könnte es für eine Fontane-interessierte Zuhörerschaft Schöneres geben, als detailliert und fundiert über den Zusammenhang der wunderbaren Werke der menschlichen Phantasie in bildender Kunst und Literatur informiert zu werden. Prof. Fischer hat diesen Versuch unternommen und das begeisterte Hannoversche Publikum hat es ihm gedankt.

Schwerpunkt seiner Ausführungen waren Fontanes mittlere Jahre als Biograph und Kunstkritiker, denn in dieser Lebensspanne hat sich sein musée imaginaire, seine Bildergalerie im Kopf - eine wahre Schatzkammer für sein dichterisches Schaffen - entwickelt. Um eine konkrete Vorstellung vom Gemäldeinventar dieses imaginären Museums zu vermitteln, hat der Referent im weiteren Verlauf Fontanes Bezugsquellen anschaulich dargestellt, so vor allem die zeitgenössische englische Malerei und die neue Schule der Präraffaeliten im Rahmen von Fontanes England-Jahren und besonders der berühmten Kunstausstellung in Manchester im Jahre 1857, aber auch die deutsche Gegenwartskunst, insbesondere die Maler der Düsseldorfer Schule - hier vor allem die Bilder Theodor Hildebrandts in der Berliner Galerie des Konsuls Johann Heinrich Wilhelm Wagner. Darüber hinaus ging er auch auf die im Sinne einer Schulung der künstlerischen Urteilsbildung geführten Gespräche Fontanes mit Vereinsmitgliedern im Tunnel und Rütli wie z.B. Adolph von Menzel und Hugo von Blomberg ein, so dass die Anwesenden Fontanes Bekenntnis gegenüber Maximilian Harden, er habe sein Leben unter Malern verbracht, sehr gut nachvollziehen konnten. Die anschließende Veranschaulichung der Spuren dieser Seh- und Gesprächserlebnisse in Fontanes literarisch anmutenden Porträts englischer und deutscher Maler in Lorckes 1862 erschienenem biographischen Lexikon „Männer der Zeit“ führte deutlich vor Augen, wie stark der Schriftsteller Fontane von der bildenden Kunst geprägt war.

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Mittwoch, 11. April 2018; Anna Grüßing

"Theodor Fontane - Vor dem Sturm "Der schönste deutsche Geschichtsroman" aus dem Winter 1812 - 13  

 

„Der schönste deutsche historische Roman“, das Urteil der Germanisten Peter Demetz und Christian Grawe über Fontanes lange Zeit unterschätztes Romandebüt war für die Referentin Anlass, sich erneut mit dem Detailreichtum in dem poetisch verklärten Zeitbild vom Heiligabend 1812 bis in den Vorfrühling 1813 im engen topographischen Rahmen des Oderbruchs auseinanderzusetzen. Klar strukturiert und sehr anschaulich wurde die Verknüpfung von realen geschichtlichen Ereignissen und Fiktion, von Politischem und Privatem in diesem die Vaterlandsliebe verherrlichenden literarischen Dokument dargelegt. Besonders das Aufzeigen und Problematisieren der mannigfachen Gemütsbewegungen und Gefühlsregungen der von Fontane in den Vordergrund gerückten Romanfiguren aus der märkischen Adels-, Bürger- u. Bauernwelt auf das sich ihnen durch die Konvention von Tauroggen eröffnende Handlungsfeld und die Frage der Legitimität ihres Handelns nahm das aufmerksame Publikum mit großem Interesse auf. Darüber hinaus erfreute auch die Heiterkeit von Fontanes Humor, wenn er sich im Rahmen der Gefechtshandlungen teils der Situationskomik und bei der Figurenkonzeption teils karikaturistischer Mittel bedient. Im letzten Teil ihrer Ausführungen thematisierte die Referentin die enttäuschenden politischen und zuvor auch menschlichen Erfahrungen Fontanes im Erscheinungsjahr seines „Schmerzenskindes“ und zeigte am Beispiel der harschen Preußenkritik einer Romanfigur die Spur, die zum „Schach von Wuthenow“ führt.

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Samstag, 11. August 2018; Dr. Sabine Göttel / Roland Baumgarte

"Modernes Reisen" Fontane-Lesung mit begleitender Cello-Livemusik  

 

Das Unterwegssein mit Fontane als Motto unseres diesjährigen Sommertreffens lockte nicht wenige Mitglieder und Gäste ins Hotel Leonardo, vor allem die für die emotionale Wirkungsabsicht der Cello-Livemusik disponierten Fontane-Freunde, die denn auch ihrer gefühlsorientierten Rezeption Ausdruck verliehen, spontan bei den Klängen der Heimatlied- Melodien (u. a. der Märkischen Heide) mitsummten und bei Bach (Mix aus Prelude und Brandenburgischem Konzert) und Vivaldi (e-moll Sonate, 1. u. 2. Satz) beherzt applaudierten. Die von der Literaturwissenschaftlerin, Dramaturgin und freien Schriftstellerin Dr. Sabine Göttel mit großem Gespür für publikumswirksame Stimmungen ausgewählten narrativ ausgeschmückten, teilweise ironisch gebrochenen Texte aus den Reisebüchern Fontanes und ihre sehr kenntnisreichen Erläuterungen des konkreten Wirklichkeitsbezugs ließen vor dem geistigen Auge der interessiert Zuhörenden herrliche Bilder von Land, Leuten und Ereignissen vorüberziehen, deren atmosphärische Effekte der erfahrene Chor- u. Orchesterleiter und freie Musiker Roland Baumgarte mit seinem Violoncello in sehr ansprechender Weise nach jeder vorgetragenen Textdarbietung nicht nur unterhaltsam, sondern vor allem in Kongruenz mit dem Text musikalisch untermalte. Das Gefühl, in den Strom von Fontanes Reiseschilderungen hineingetragen worden zu sein, wird den ein oder anderen Zuhörer sicherlich anregen, ab und zu wieder in die „Wanderungen“, „Ein Sommer in London“, „Jenseit des Tweed“, „Kriegsgefangen“ oder „Impressionen aus Italien“ hineinzuschauen und zu lesen, denn Lesen (nicht nur Fontane, aber immer wieder Fontane) ist geglückter Brückenbau zu sich selbst.

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Mittwoch, 12. September 2018; Dr. Petra Dollinger (München)

"Theodor Fontane und die Literaturlandschaft Harz"  

 

Wie sehr der Harz neben vielen anderen Dichtern, vor allem Goethe, Kleist, Heine, auch die kreative Kraft der Phantasie Theodor Fontanes beflügelte – hier fand er im Rahmen mehrerer Sommeraufenthalte zwischen 1868 und 1884 Anregungen für die literarische Gestaltung von „Ellernklipp“ und „Cécile“ – illustrierte die ortskundige Referentin in ihrem sehr informativen, ansprechenden bildgestützten Vortrag. Die detaillierte Lokalbeschreibung Fontanes und die Bilder der authentischen Schauplätze Thale (hier fand er auch das Vorbild für Effi Briest) und der sagenumwobenen Naturlandschaft in der Umgebung (Roßtrappe, Hexentanzplatz, Teufelsmauer), dann Quedlinburg mit Schloss und Abteikirche und schließlich Altenbrak mit dem Gasthaus „Zum Rodenstein“, dessen Besitzer Fontane unverschlüsselt in seinen Roman übernahm, begeisterte das Publikum. Die dramatische Zuspitzung des Geschehens um die schwermütige ehemalige Fürstengeliebte Cécile motivierte die Zuhörerschaft, über die auch von Paul Heyse in seiner Novelle „Reise nach dem Glück“ gestellte Frage nach dem Glück und der Ehe in einer an Konventionen festhaltenden Gesellschaft in einem Land im Umbruch nachzudenken.

 

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Mittwoch, 10. Oktober 2018; Prof. Dr. Roland Berbig (Berlin)

"Gedoppeltheit des Daseins. Zeitungs- u. Pressewelten des Schriftstellers Theodor Fontane"  

 

Ein sehr interessanter, kenntnisreicher und lange Leseerfahrung widerspiegelnder Vortrag über das Beziehungsgeflecht von journalistischer und schriftstellerischer Tätigkeit bei Theodor Fontane, einfühlsam als Gedächtnisstütze für die Zuhörerschaft mit einer PowerPoint-Präsentation vorbereitet, fand großen Anklang bei unseren Fontane-Freunden und Gästen. Die Leitidee des Vortags; Fontanes Formulierung der „Gedoppeltheit des Daseins“ zunächst von ihm als Dichotomie begriffen, weist zum einen auf die Hellsicht des im Berliner Figaro debütierenden jungen Autors und passionierten Zeitungslesers, sich der Presse und ihrer repräsentativen Publikationsorgane mit dem Ziel der Leserbindung durch Orientierung am Zeitgeschmack und der Verbreitung und Auflagensteigerung seiner poetischen Texte zu bedienen, zum anderen aber auch auf den Einfluss des Journalschreibers auf das Schreibverhalten des Schriftstellers, dessen literarischer Werdegang mit der vielfältigen Presselandschaft verbunden bleibt, denn fast alle seine Werke erschienen vor dem Buchdruck zunächst in Zeitungen und Zeitschriften. Dass Fontanes Wunsch nach beruflicher Karriere und familiärer Sicherheit ihm auch den Weg in die obrigkeitssstaatlich gelenkte Presse mit Auswirkungen auf seine journalistische Rolle ebnete, reflektierte er zwar kritisch, jedoch ohne die für ihn überwiegenden Vorzüge der Regierungspresse zu mindern, vor allem vor dem Hintergrund der „Wanderungen“ und seiner in freiwilliger Chronistentätigkeit geschriebenen ersten beiden Kriegsbücher im Kreuzzeitungs-Jahrzehnt. Dennoch blieben Skepsis und Ambivalenz der Presse gegenüber auch nach seiner Tätigkeit als Theaterkritiker der Königlichen Schauspiele bei der Vossischen Zeitung bestehen, wie die in einem Brief an seine Frau geoffenbarte Angst vor der Beeinträchtigung seiner Reputation als Folge einer nachgesandten Ausgabe der Kreuzzeitung im Rahmen eines Sommeraufenthalts in Thale eindrücklich dokumentiert. Ein Seitenblick auf das aktuelle Forschungsfeld am Beispiel von Dorothee Krings‘ 2008 veröffentlichter Studie und Vanessa Ruschs 2013 veröffentlichter Dissertation rundete die detailreichen Ausführungen des Referenten zu dem noch nicht ausgeforschten komplexen Thema Fontane und die Presse ab. Die Zuhörerschaft honorierte den lehrreichen Vortrag im lockeren Vortragsstil mit anhaltenden Beifallsbekundungen.

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Samstag, 12. Januar 2019; Lesung mit musikalischer Begleitung mit Sonja Beißwenger

Theodor Fontane "Mathilde Möhring"  

 Große Resonanz fand unsere sehr geglückte Auftaktveranstaltung im Jubiläumsjahr zu Ehren von Fontanes 200. Geburtstag mit der 2013 mit dem Erich-Ponto-Preis des Dresdener Staatsschauspiels für herausragende künstlerische Leistungen ausgezeichneten Theaterschauspielerin Sonja Beißwenger, die mit den reichen Ausdrucksmöglichkeiten ihrer klangschönen, tragfähigen Stimme die Lebenswelt der Berliner Kleinbürgerin Mathilde Möhring im Wilhelminischen Deutschland so verlebendigte, dass die mehr als 50 begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörer im wahrsten Sinne des Wortes Kopfkino erlebten, aus den durch die Wirkung der Stimme der Künstlerin erzeugten Bildern sowohl die Enge der sozialen Verhältnisse als auch die Eigenschaften der Romanfiguren wahrnehmen konnten und aus deren Verhalten erkennen oder erahnen konnten, wie die Einstellung zu den einzelnen Figuren, vor allem aber zur Titelfigur von Fontane gelenkt wird. Dazu trug natürlich auch der Pianist, Komponist und Arrangeur Burkhard Niggemeier bei, der mit seinen musikalischen Akzenten am Flügel die Lesekunst der Schauspielerin in Kongruenz mit dem Text untermalte.

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Mittwoch, 13. Februar 2019;  Dr. Gabriele Radecke

Notieren - Zitieren - Publizieren. Zur Entsehung von Theodor Fontanes Theaterkritiken


Mit großem Interesse folgte das Publikum den Ausführungen der Referentin über den Notizbuchschreiber und Theaterjournalisten der Vossischen Zeitung Theodor Fontane, dessen Kritiken das Berliner Theaterleben ab 1870 zwei Jahrzehnte lang widerspiegeln. Die von Frau Dr. Radecke in Ihrer Powerpoint-Präsentation dargebotenen Entwürfe, die Fontane als Gedächtnisstütze für das Verfassen seiner Theaterkritiken dienten, gewährten einen sehr guten Einblick in Fontanes Arbeitsweise und weckten, wie die Beifallsbekundungen des Publikums andeuteten, Vorfreude auf die im März stattfindende Veranstaltung, in der die Schauspielerin Sonja Beißwenger Kostproben der Theaterkritiken zu Gehör bringen wird.

Anna Grüßing

 

 

Die Präsentation von Dr. Gabriele Radecke als PDF-Dokument:

 

 

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Mittwoch, 13. März 2019;  Dr. Gabriele Radecke, Dr. Debora Helmer, Sonja Beißwenger

"Da sitzt das Scheusal wieder" - Der Theaterkritiker Theodor Fontane

Die aus der Feder des den Anwesenden weniger vertrauten Theaterkritikers Theodor Fontane stammenden Texte, publikumswirksam von den beiden Herausgeberinnen des vierbändigen Großprojekts „Theodor Fontane Theaterkritik 1870 – 1894“ ausgewählt, fanden großen Anklang, erheiterten das Gemüt der Zuhörer und Zuhörerinnen, riefen teilweise auch Erstaunen hervor bei allzu scharfzüngigen, harschen Formulierungen, die der leidenschaftliche, ganz seinen Empfindungen folgende präzise Beobachter Fontane von seinem Stammplatz aus im Königlichen Schauspielhaus als Gedankengerüst seiner Rezensionen auf Kladden festhielt. Dazu trugen die einführenden, klar strukturierten Erläuterungen von Dr. Deborah Helmer bei, die den „Theater-Fremdling“ - so die spöttische Umdeutung von Fontanes Initialen unter seinen in der Vossischen Zeitung veröffentlichten Kritiken durch den ihm nicht gewogenen Journalisten Adolf Glaßbrenner - vorstellte, der Fontanes subjektive Urteile ungeachtet von dessen Wirkungsabsicht ablehnte, aber auch die Gesamtmoderation von Dr. Gabriele Radecke und vor allem die Lesung der Schauspielerin Sonja Beißwenger, die den geistreichen, humorvollen, lockeren fontaneschen Plauderton auch in seiner Scharfzüngigkeit, wie z.B. die vernichtende Kritik über die Schauspielkunst der Louise Erhartt in ihrer Rolle als Iphigenie in Goethes klassischem Drama illustriert, in köstlicher Weise zum Ausdruck brachte und für das Hörvergnügen an diesem Abend sehr viel Applaus erntete – ebenso wie die beiden Philologinnen schon gleich zu Beginn der Veranstaltung für ihre großartige Leistung der ersten vollständigen quellengestützten und kommentierten Edition aller Theaterkritiken Fontanes. Sehr interessant war ebenfalls die Darstellung der Haltung Fontanes zum Naturalismus am Beispiel seiner Rezensionen über die Aufführung von Ibsens Familiendrama „Gespenster“ und Hauptmanns sozialem Drama „Vor Sonnenaufgang“. Hier wurde deutlich, dass Fontane als Vertreter des poetischen Realismus und seines Prinzips der Wirklichkeitsverklärung durchaus auch Sympathie für die neue, revolutionäre Kunstrichtung hegte, was die Offenheit seines Urteilsvermögens widerspiegelt.

 

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Mittwoch, 10. April 2019;  Prof. Dr. Hugo Aust

"Flaubert?" Graf Petöfys Variationen über Fontanes Realismus

 

Prof. Austs das Hannoversche Publikum von Beginn an fesselnde Annäherung an den Realismus nach Erich Auerbachs Methode des Am – Text – Arbeitens und darüber hinaus unter zusätzlicher Beiziehung von sprechenden Titelbildern verschiedener Bücher über den Realismus – am raffiniertesten und pfiffigsten die Motivwahl des britischen Literaturwissenschaftlers Peter Boxall auf dem Cover von „The Value of the Novel“ (2015) [Abbildung eines offenen Buches mit zwei Armen, deren rechter ein offenes Buch hält, in das das offene Buch blickt, deren linker eine Schreibfeder hält, mit der das offene Buch in ein offenes Heft schreibt, das wiederum auf Büchern liegt, also ein faszinierendes Bild der miteinander kommunizierenden Bücher, das ein neues Realismusverständnis zum Ausdruck bringt] - war ein zündender Gedanke für die im 7. Kapitel von Fontanes Roman „Graf Petöfy“ ausgewählte signifikante Textstelle, die in sehr verdichteter Form Fontanes Aussagen zum Realismus als Darstellungsprinzip beinhaltet. So thematisiert der als leidenschaftlicher Theaterhabitué konzipierte Graf Petöfy im Gespräch mit den Theaterschauspielerinnen Phemi und Franziska Realismus nicht   nur auf der Bühne und in der Kunst, sondern vor allem im Roman und bezeichnet berühmte französische Autoren des 19. Jahrhunderts, die in ihren Werken verschiedene Stärkegrade des Realismus widerspiegeln, als „überholt“, allen voran Eugène Sue, den Begründer des neuen Genres des Feuilletonromans, den realistisch schreibenden Balzac und seinen Nachfolger Flaubert, nicht aber den Naturalisten Zola, dessen Realismus nicht in Frage gestellt wird und verweist als Beispiel auf dessen Roman „La faute de l’Abbé Mouret“ mit seinem Sündenfallthema. Das gesamte Gespräch spiegelt den Stellenwert von Wirklichkeit in der Romanfiktion, nämlich Konstruktion, in die die Wirklichkeit noch hineinfunkt, buchgelenkter Realismus – so anschaulich wie beim Buchcover von Boxall der Blick vom Buch auf Bücher. Dieser Erkenntnisgewinn zum Realismus als Darstellungskunst fiktiven, konstruierten Lebens löste eine anregende, hochinteressante Diskussion aus und weckte die Lust zur nochmaligen Lektüre des Romans.

 

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Samstag, 17. August 2019;  Ulrike Richter

Musikalisches Kammerspiel für Papierthealter nach dem R0man L´Adultera von Theodor Fontane

 

Ein Glanzlicht besonderer Art in der Salonbehaglichkeit des Hotels Leonardo bescherte die Leipziger Künstlerin Ulrike Richter dem hochgestimmten Publikum mit ihrem musikalischen Kammerspiel nach dem Roman L’Adultera in der populären Tradition des im 18. und 19. Jahrhundert sehr beliebten Papiertheaters zur Erbauung und Bildung der sich neu entwickelnden Sozialschichten. Ihre Inszenierung ausgewählter Szenen aus Theodor Fontanes erstem Gesellschaftsroman, dem mit der Affäre Ravené ein Aufsehen erregender, das Berliner Stadtgespräch beherrschender Skandal in verschlüsselter Form zugrunde liegt, illustriert die auf die Assoziationskraft des Publikums zielende Darstellungskraft der Künstlerin, die die verborgenen Bedürfnisse und unaussprechlichen Sehnsüchte der in die Dreiecksgeschichte verwickelten Romanfiguren – das Ehepaar Ezechiel und Melanie van der Straaten und der bei ihnen vorübergehend einquartierte Logiergast Ebenezer Rubehn – bei deren erstem Auftreten erahnbar macht. Gerade die von Ulrike Richter mit Bedacht gewählten lebensvollen Porträts des als „Deutschrömer“  bekannten Malers Anselm Feuerbach als Ebenezer und seines geliebten Modells Anna Risi als Melanie visualisieren die in beiden schlummernde Harmonie und den leisen Hauch von Erotik, der sich in der Palmenhausszene konkretisiert und als eklatanter Verstoß gegen den Sittenkodex der Gründerzeit die Gemütsunruhe der schuldbewussten, aber keineswegs bereuenden Melanie steigert, bis Fontane sie in die Rolle einer selbstbewussten Frau hineinwachsen lässt, die von der Gesellschaft akzeptiert wird. Die Konzentration auf wesentliche Romanpassagen und die von der Künstlerin für die Harfe adaptierten und mit ihrer wunderbaren Gesangstimme vorgetragenen Lieder zu Fontane-Gedichten und dem Mörike Gedicht „Schön-Rohtraut“, die das tiefe Sehnen Melanies vor ihrer Begegnung mit ihrem Liebhaber und zukünftigen Ehemann widerspiegeln, unterstreichen den die Phantasie des Publikums sehr anregenden Charakter des Gesamtkunstwerks der mobilen Miniaturbühne, die Ausdrucksformen von Musik, Malerei und Literatur in effektvoll entschleunigter Weise präsentiert, was die begeisterten Anwesenden mit lang anhaltenden Beifallsbekundungen honorierten.

 

 

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Mittwoch, 11. September 2019;  Prof. Dr. W. Seiler

Fontanes Sommerfrischen

 

Die Akzentuierung des Vortrags auf das Reisebedürfnis des Sommerfrischlers Fontane und den beginnenden Tourismus im bürgerlichen 19. Jahrhundert lockte nicht wenige Literaturliebhaber, die sich für den Meister der Beobachtung von Land und Leuten auch im Rahmen seiner privaten Erholungs- und Arbeitsaufenthalte interessieren, ins Theatermuseum. Sehr kenntnisreich und dank der reichen Bildpräsentation auch sehr anschaulich förderte Prof. Dr. Seiler auf der Basis des Briefwerks sowohl Fontanes kompensatorische Flucht aus „Berlins [übler]Kanalluft“ als auch seine saisonalen mehrwöchigen Übersiedlungen mit Vorliebe in naturnahe Regionen und an die See zur Steigerung seines Wohlbefindens und seiner Schaffenskraft in unterhaltsamer Weise ans Licht. Dass Fontanes ausgedehnte Reisetätigkeit, die für seinen literarischen Werdegang – vor allem die in den Vordergrund tretende Gesellschafts- und Zeitdarstellung – so fruchtbar war, nicht nur mit angenehmen Erlebnissen verbunden war (beschwerliche Bahnreisen in der Holzklasse, fehlender Komfort und penetrante Gerüche und Geräusche in den Quartieren, Ärgernisse vor Ort) rundete das fein konturierte lebendige Bild von Fontanes Fremd- und Selbsterfahrung beim Reisen und an den Reisezielen ab und regte das begeisterte Publikum an, mit dem Referenten in einen Dialog zu treten.

 

 

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Mittwoch, 9. Oktober 2019;  Robert Rauh

Fontanes Frauen, fünf Orte - fünf Schicksale - fünf Geschichten

 

 

Lebendig und publikumswirksam präsentierte Robert Rauh im vollbesetzten Theatermuseum dem neugierigen Publikum auf Wunsch das skandalreiche Leben der legendären Luise Charlotte Henriette von Kraut (1762 – 1819), der Fontane im „Wanderungen“ Band „Fünf Schlösser“ im Kapitel „Hoppenrade“ ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Ihre Liebesaffären, Ehen und Scheidungen, auch das Duell zwischen ihrem ersten Ehemann, dem englischen Botschafter Hugh Elliot und dem zukünftigen Ehemann, dem ostfriesischen Adeligen von Knyphausen, Kammerherr des Prinzen Heinrich, sorgten schon zu Lebzeiten für Gesprächsstoff und sind 200 Jahre nach ihrem Tod als kulturhistorischer Wissensschatz von Interesse. Robert Rauhs engagierte Erkundung der Originalschauplätze der Lebensgeschichte dieser märkischen Adeligen und die unterhaltsame bildgestützte Darbietung seiner Spurensuche, vor allem auch die Gegenüberstellung ihres Lebensraums von einst und heute, begeisterten das Publikum.

 

 

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Mittwoch, 6. November 2019;  Dr. Regina Dieterle

Theodor Fontane (Biographie)

 

Dr. Regina Dieterles kommentierte Lesung aus ihrer 2018 im Hanser Verlag erschienenen beeindruckenden Fontane-Biographie, die in bislang unentdeckte Winkel seiner Lebensgeschichte hineinleuchtet, fand sehr großen Anklang beim Publikum. Passend zum Vortragssaal der Neustädter Hof- und Stadtkirche lag der Fokus zunächst auf der religiösen Herkunft Fontanes, der in der französisch-reformierten Gemeinde in Berlin konfirmiert wurde, vor allem auf der Bedeutung der Prädestinationslehre des Calvinismus – der Frage, ob der Mensch sein Heil selbst in der Hand habe oder ob das allein Gott entscheide – für sein Leben und sein literarisches Werk. Ein zweiter Schwerpunkt war die detailreiche Veranschaulichung der vielen Rollen, in die Fontane sich im Laufe seines langen Lebens in der geistig-politischen Landschaft des 19. Jahrhunderts begab, wie er als werdender Künstler und als Mensch auf die Aufeinanderfolge von Hoffnungen und Enttäuschungen reagierte. Regina Dieterles einfühlsames Erzählen faszinierte die ZuhörerInnen, eröffnete ihnen einen neuen authentischen Blick auf Fontanes Leben und Werk.
Die lang anhaltenden Beifallsbekundungen dokumentierten Regina Dieterles gelungenen Brückenbau in die Gegenwart.

 

 

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Samstag, 11. Dezember 2019;  Dr. Dietmar Storch

Sobald "der Kaffee [...] gereicht war, war auch Zeit für [Frau Musica] gekommen"

 

Sehr kenntnis- und detailreich korrigierte Dr. Storch Fontanes hartes Selbsturteil der Unmusikalität und zeigte, dass Fontanes Musikverständnis sich in der Sphäre seiner im Konflikt mit den Konventionen der patriarchalischen Gesellschaft stehenden Romanheldinnen enthüllt. Zumeist in der Rolle der passiven Zuhörerinnen drückt die Musik als Gegenwelt zu den Normen der Zeit, die sie in ihrer Freiheit beschränken, die Sehnsüchte der weiblichen Protagonisten aus. So lernt Effi kurz nach ihrer Ankunft in Kessin die Sängerin Marietta Tripelli kennen, deren Balladen- und Opernvortrag sie fasziniert. Effis Musikerlebnisse dokumentieren, dass Fontane die von Carl Loewe vertonten Heine- und Hebbel-Balladen („Ritter Olaf“ und „Der Heideknabe“), die die Tripelli singt, bewusst ausgewählt hat, ebenso die Tonstücke aus der romantischen Oper „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner und der Opéra comique „Zampa oder die Marmorbraut“ von Ferdinand Hérold. Obwohl Fontane ein spannungsvolles Verhältnis zu Wagner hatte und eine Bayreuther Parsifal-Aufführung fluchtartig verließ, gibt er Wagners Musik in seinen Romanen Raum. In „L’Adultera“ geben sich Melanie van der Straaten und Ebenezer Rubehn, denen in der Treibhausszene durch die schwüle Atmosphäre und den orgiastischen Klangzauber von Wagners Oper „Tristan und Isolde“ die Sinne schwinden, dem ehebrecherischen Liebesakt hin. Dass „Tristan und Isolde“ das Opernereignis der Zeit war, veranschaulicht Fontane auch im „Stechlin“, wenn Melusine und Armgard das die leidenschaftliche Liebe verherrlichende Musikdrama auf der Bühne erleben. Ebenso zeigen sowohl der sentimentale Liedgesang der zur Kommerzienrätin aufgestiegenen Frau Jenny Treibel „Wo sich Herz zum Herzen find’t“ als auch ihre Freundschaft mit dem ehemaligen Opernsänger Adolar Krola die dramaturgische Funktion, die Titelheldin in ihrem Dünkel und ihrer bourgeoisen Verlogenheit bloßzustellen. Und auch in „Cécile“, der femme fragile und ehemaligen Fürstengeliebten, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird, kommt das Musikatmosphärische, das das „verschleierte“  Musikverständnis Fontanes enthüllt, im Zusammenhang mit der Protagonistin ins Spiel.

 

Beispiele sowohl von Carl Loewe vertonten Fontane-Balladen als auch von Reinhard Repke neu bearbeiteten Fontane-Balladen rundeten den hochinteressanten und von den zahlreichen Anwesenden begeistert aufgenommenen Vortrag des Referenten ab.

 

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Mittwoch, 12. Februar 2020;  Dr. Gideon Haut

Voyeuristische Blicke in Fontanes Kriminalnovellen. Wegschauen als Selbstzensur und poetische Antwort auf die Medienkultur im späten 19. Jahrhundert

 

Einen aufschlussreichen Einblick in den Zusammenhang zwischen der literarischen Gestaltung des Verbrechens und der Verbrechensaufklärung in Theodor Fontanes Kriminalnovellen und der Entstehung der Kriminalistik im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts gewährte Dr. Gideon Haut dem sehr interessierten Publikum. So zeigte er, dass Fontane als Vertreter des poetischen Realismus sich in seinen in den 1880er Jahren verfassten Novellen  nicht am zeitgenössischen Justizwesen mit seinem biologistisch-deterministischen Verbrecherbild und den empirisch quantifizierbaren Methoden der Verbrechensaufklärung orientierte (wie z.B. Paul Lindau in seiner Novelle „Verbrechen oder Wahnsinn? Das Schulmädchen Marie Schneider“), sondern an den rechtswissenschaftlichen Handbüchern der Frühphase der Kriminalistik, die bei der Verbrechensrekonstruktion auch auf kriminalistische Intuition, Beobachtungsgabe, Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen in die Psyche des Täters setzten und die soziobiographische Situation des Verbrechers berücksichtigten. In „Ellernklipp“ (1881) ist es eine Randfigur, nämlich der Schafhirte Melcher Harms, der dank dieser Fähigkeiten den kalt berechnenden Täter des in der poetisch verdichteten Harzer Landschaft begangenen Verbrechens ausfindig macht und dessen Selbstbestrafung als Folge seiner nicht zu verdrängenden persönlichen Schuld mitverursacht. Auch in der 1885 erschienenen Kriminalnovelle „Unterm Birnbaum“ wird der Mörder Abel Hradscheck trotz seiner ausgeklügelten Täuschungsmanöver durch die auf ihr Gefühl und ihre Intuition sich stützende neugierig-misstrauische Witwe Jeschke, die von Anfang an einen Verdacht hegte, in die Selbstentlarvung getrieben, nicht aber durch die Justizbeamten, die aufgrund ihres zu oberflächlichen Spurenlesens scheitern. Und dass Fontane in seinen Kriminalnovellen das Hauptaugenmerk auf die zum Verbrecher gewordenen literarischen Figuren legt und Verbrechen als Folge biographischer, sozialer und ökonomischer Lebensbedingungen deutet, illustrierte der Referent am Beispiel von „Quitt“ (1890) und „Grete Minde“ (1879).

 

Die anhaltenden Beifallsbekundungen und die sich anschließenden Redebeiträge dokumentierten die Begeisterung des Publikums.

 

 

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


Mittwoch, 09. September 2020;  Dr. Gabriele Radecke

Theodor Storm - Theodor Fontane - Der Biefwechsel

 

 

Die September-Veranstaltung mit Frau Dr. Radecke über den mehr als 30 Jahre währenden Briefwechsel zwischen dem Schleswig-Holsteiner Theodor Storm und dem Brandenburger Theodor Fontane, den die Referentin in einer 2011 erschienenen Neuedition textkritisch u. detailliert kommentiert hat, war nach Bekunden aller Anwesenden sehr gelungen. Die publikumsfreundliche PowerPoint-Präsentation und das freie Sprechen hinterließen beim Publikum offenbar einen bleibenden Eindruck. Die vom Theatermuseum vorgegebene und kontrollierte strikte Reduktion der Teilnehmerzahl auf 16 Anmeldungen (mein Mann und ich inbegriffen) hatte zur Folge, dass wir beide an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnten, weil wir unsere Plätze zwei überzähligen Personen zur Verfügung gestellt haben. Und für weitere fünf Anwesende, die auch nicht teilnehmen durften, hat Frau Dr. Radecke ganz spontan vor Beginn ihres eigentlichen Vortrags einen zehnminütigen Mini-Vortrag im Eingangsbereich des Schauspielhauses gehalten, weshalb ihr mein besonderer Dank gilt. Das Bedürfnis nach Kultur, also nach der Pflege des Geistes und der Bildung der Seele in Zeiten gesellschaftlicher Einschränkungen motiviert offenbar auch nicht angemeldete am Thema Interessierte, die Veranstaltungen zu besuchen.

 

Die Oktober-Veranstaltung mit Prof. Dr. Norbert Mecklenburg über Wilhelm Raabes Harz-Erzählung „Frau Salome“ musste der Referent leider absagen, sodass wir jetzt hoffen, dass die November-Veranstaltung mit Dr. Matthias Grüne über das Thema „Fontane – ein Erlebnislyriker?“ und die Dezember-Veranstaltung mit Dr. Wolf-Rüdiger Wagner über das Thema „Effi Briest und ihr Wunsch nach einem japanischen Bettschirm“ stattfinden können.

 

 

Anna Grüßing

                                                                                                                                                                                                                       zurück zur Veranstaltungsseite ...


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