Bericht über die 27. Jahrestagung der Theodor Fontane Gesellschaft vom 22. bis 24 September 2017 in Rostock 

 

Die Wahl der alten Hansestadt Rostock an der Mündung der Warnow in die Ostsee, deren Gesicht nicht nur von Seefahrt und Schiffbau geprägt ist, sondern auch vom mittelalterlichen Kulturerbe der ersten Universität Nordeuropas - der „Leuchte des Nordens“ - und dem mittelalterlichen Baustil der rot leuchtenden Backsteingotik, deren bedeutendstes Zeugnis die Marienkirche als Wahrzeichen der Stadt ist, aber auch die Wahl des Barocksaals im ehemaligen herzoglichen Stadtpalais als Tagungsstätte der 27. Jahrestagung der Theodor Fontane Gesellschaft spiegeln die geglückte Verbindung von gemeinsamem Erleben des anregenden kulturellen Programms und von ungezwungenem menschlichem Miteinander im Rahmen der Schifffahrt nach Warnemünde und den Ausflügen nach Bad Doberan und dessen berühmtestem Ortsteil Heiligendamm, die uns ermöglichten, das imposante backsteingotische Doberaner Münster mit einzigartiger von kriegerischer Gewalt verschont gebliebener Innenausstattung und die Relikte der im Mittelalter bedeutendsten Zisterzienser Klosteranlage Mecklenburgs unter sachkundiger Führung zu bestaunen. Aber nicht nur die sakrale Kunst des Mittelalters, sondern auch der Anblick der klassizistischen Gebäude in dem von Großherzog Friedrich Franz I. gegen Ende des 18. Jahrhunderts gegründeten ersten deutschen Seebad Heiligendamm, das er zu seiner Sommerresidenz erwählte, trug zu unserem aesthetischen Vergnügen bei. Und unser gemeinsames Mittagessen im „Friedrich Franz Palais“ - ein Gaumengenuss! Der anschließende gemeinsame spätsommerliche Spaziergang auf der Strandpromenade mit herrlichem Blick auf die Ostsee und die in voller Takelage dahingleitenden weißen Segelschiffe – ein optischer Genuss! Dass wir auf der Rückfahrt nach Rostock von unseren Bussen noch einen nostalgischen Blick auf die schmale Spur der dahinrollenden historischen Dampfeisenbahn, die im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts in Betrieb genommen worden war, werfen konnten, erheiterte unser Gemüt und rundete unsere insgesamt sehr positiven Eindrücke von dieser Tagesfahrt ab. Das Abendprogramm der Eröffnung der 27. Jahrestagung überraschte uns mit dem Charme einer Lesung aus dem Briefwechsel Fontanes mit seinen treu ergebenen Rostocker Freunden Friedrich Eggers und Friedrich Witte, die deren persönliche Kontakte mit Fontane und seiner Familie illustrieren. Die von Professor Berbig mit großer Detailfreude zusammengestellten und luzide kommentierten Briefauszüge und von Professor Fischer und dem Berliner Schauspieler Alexander Bandilla im fontaneschen Plauderton dargebotene Lesung bereicherten das begeisterte Publikum ganz im Sinne des aufklärenden und das Herz erfreuenden Kunstgenusses. Und dazu trug auch am zweiten Abend die Lesung des Büchner - und Fontane – Preisträgers Friedrich Christian Delius aus seinem neuen Roman „Die Liebesgeschichtenerzählerin“ und dem Essay „Kann Angela Merkel eine Romanfigur werden?“ in beeindruckender Weise bei.

 Die Tagung klang mit der zur Wahl gestellten Besichtigung der historischen Altstadt Rostocks oder alternativ der Teilnahme an einer literarischen Führung „Auf Kempowskis Spuren“ mit einem Rundgang durch einen Teil des Werkarchivs des Schriftstellers aus.

 Ein großes Lob gebührt dem Vorstandsteam unter Leitung von Professor Köstler für die Planung und Organisation dieser sehr gelungenen Tagung.

 

 Anna Grüßing, 25.09.2017


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